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„Bürgermeisterin? Das ist es!“ - Westfalen-Blatt

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Klaus Besser verzichtet, Sarah Süß übernimmt: Das kam im März für Außenstehende, aber auch für manchen SPD-Mann und manche SPD-Frau überraschend. Für Sie auch? Und wie kam es dazu?

Sarah Süß: Für mich kam es insofern nicht überraschend, weil wir schon eine ganze Weile vorher darüber gesprochen haben. Ich glaube, Klaus Besser hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, wirklich lange drüber nachgedacht und mich eines Tages mal um ein Gespräch gebeten. Da kam das für mich auch überraschend. Wir oder auch andere Leute haben zwar vorher schon mal Scherze drüber gemacht, aber es war nicht so präsent. Dann hat er mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, weil ich auch die berufliche Qualifikation habe. Ich musste da erst einmal schlucken und ein bisschen drüber nachdenken.

 

Warum haben Sie dann ja gesagt?

Süß: Ich bin überzeugte Wahl-Steinhagenerin. Ich bin vor fünf Jahren zufällig hier gelandet, und wir sind so richtig angekommen. Steinhagen habe ich als sehr lebenswert empfunden. Dann habe ich das Jahr als Heidekönigin gemacht, um mehr Leute und die Gemeinde kennen zu lernen. Daraus ist der Wunsch entstanden, politisch aktiv zu werden. Ich war schon vorher politisch interessiert und schon immer Sozialdemokratin. Daraus ist der Wunsch entstanden, hier mehr machen zu wollen. Ich habe natürlich nicht von Anfang gesagt, dass ich Bürgermeisterin werden will. Aber als ich dann gefragt wurde, habe ich gesagt: Ja, das ist es.

 

Hilft Ihnen das Jahr als Heidekönigin jetzt, prägt das auch einen gewissen Blick auf die Gemeinde?

Süß: Es hat mir wahnsinnig geholfen, mich mit der Gemeinde zu verbinden, in der ich nicht geboren bin, nicht schon 20 Jahre wohne und somit auch nicht verwurzelt bin. Die Leute kannten mich und irgendwann schwenkte das um, dass ich nicht mehr als Heidekönigin, sondern als Sarah Süß von der SPD angesprochen wurde. Das fand ich schön. Heidekönigin ein tolles Amt, das ich gerne gemacht habe, das mich irgendwie auch geprägt hat. Aber ich habe nicht mehr den Eindruck, dass es mir so anhaftet.

 

Wie sind Sie denn von Ihrer Partei aufgebaut worden?

Süß: Es war immer sehr angenehm. Man hört viele Stories, dass es gar nicht so schön ist als junge Frau in eine solche Partei zu kommen und dass man gar nicht so gut aufgenommen wird. Das kenne ich von ganz vielen Jusos. Das war hier nie. Erstmal haben wir mit Sabine Godejohann als Fraktionsvorsitzenden und weiteren starken Frauen gute Vorbilder in unserer Partei. Ich habe durch die Heideköniginnen-Zeit Carsten Heidemann kennen gelernt, der mich irgendwann mal mitgenommen hat. Und ich habe mich willkommen gefühlt. Ich habe die Möglichkeit gehabt, an einem Förderprogramm der SPD teilzunehmen. Kommunalakademie heißt das. Ich habe mehrere Seminare machen können zu inhaltlichen und organisatorischen Themen. Etwa: Wie arbeitet ein Ortsverein? Wir durften auch als junge Mitglieder überall mitwirken. Man wird auch schnell „verhaftet“ als Sachkundiger Bürger, weil das ein super Einstieg ist. Es wurde immer alles ermöglicht, wenn man denn wollte.

 

Nun ist das Amt des Bürgermeisters nicht nur mit einer politischen, sondern auch verwaltungstechnischen Funktion ausgestattet, hier auch mit einer Gemeindeverwaltung mit etwa 200 Mitarbeitern. Da hat man auch große Verantwortung in der Führung. Fühlen Sie sich dafür bereit?

Süß: Ja. Ich bin Rechtspflegerin am Amtsgericht, komme also aus dem Verwaltungsbereich. Letztlich ist Diplom-Rechtspfleger das Pendant zum Diplom-Verwaltungswirt. Als Rechtspfleger trifft man alle Entscheidungen unabhängig. Ähnlich wie ein Richter. Das führt dazu, dass man alle Entscheidungen gut überdenkt und auch die Konsequenzen tragen muss. Man trägt eine große Verantwortung gegenüber den Menschen, über die man entscheidet. Ich habe das zum einen gelernt, zum anderen wäge ich ohnehin viel ab. Das wird sich auch in einer Führungsposition widerspiegeln.

 

Aber Führungserfahrung in dem Sinne haben Sie nicht. Sie arbeiten ja relativ autark.

Süß: Genau. Weil wir alle selbstständige Entscheider sind, gibt es die klassische Führungsposition bei Rechtspflegern nicht. Ich habe mal am Amtsgericht Bielefeld die Gruppenleitung einer Abteilung übernommen. Da hat man ansatzweise damit zu tun gehabt.

 

Wenn wir wieder politisch werden: Was sind Ihre dringendsten Anliegen für Steinhagen?

Süß: Ich finde Steinhagen wahnsinnig lebenswert. Da gibt es Vieles, von dem ich möchte, dass es so bleibt. Zum Beispiel das kostenlose Schulwegticket. Ich weiß noch , wieviel Geld es meine Eltern damals gekostet hat, dass ich zur Schule kam, weil ich einen Ticken zu nah an der Schule wohnte für das kostenlose Ticket. Oder das Waldbad, das für alle Gemeindewerke-Kunden kostenlos nutzbar ist, so dass es sich jeder leisten kann. Ich will als Bürgermeisterin, dass Gutes bleibt und Neues gelingt. Steinhagen hat dörflichen Charakter. Den gilt es zu erhalten. Gleichzeitig haben wir das Potenzial, eine ganz moderne Gemeinde zu werden.

 

Was wäre das Neue?

Süß: Zum Beispiel das Gewerbegebiet Detert. Das gilt es unbedingt, modern und ökologisch zu gestalten. Wir haben aber auch ein Wohnungsproblem und zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Dafür müssen wir Lösungen finden. Ich will auch, dass wir Verkehr anders gestalten. Wir haben ein Verkehrsproblem auf der Bielefelder Straße. Doch obwohl hier so viel Verkehr ist, finde ich die Anbindung an andere Städte nicht immer so großartig. Und Klimaschutz ist sowieso immer ein Thema. Wir machen schon wahnsinnig viel. Trotzdem ist das ein Aspekt, den man bei allen Entscheidungen mitdenken muss.

 

Wie profilieren Sie sich? Sie schreiben selbst auf Ihrer Homepage, dass Sie eine gut funktionierende Wirtschaft wollen, klimafreundliche gerechte Mobilität, bezahlbaren Wohnraum, ein gesundes lebenswertes Steinhagen und die Digitalisierung. Das wollen alle. Das würden ja sicherlich alle so mitunterschreiben. Aber wo sind Ihre Ansatzpunkte, was machen Sie anders als die anderen?

Süß: Ich habe den Verwaltungshintergrund und weiß, was man verwaltungsseitig machen kann. Das ist ein großer Anteil des Bürgermeisteramtes. Mir ist wichtig, als Sozialdemokratin, dass man bei allem das Soziale bedenkt. Klimaschutz ist wichtig, trotzdem müssen wir ein Gleichgewicht schaffen, dass klimagerechtes Bauen bezahlbar bleibt und nicht teurer wird. Genauso beim Verkehr: Wir wollen mehr Elektromobilität. Aber auch die muss bezahlbar sein. Das ist sie aber noch nicht unbedingt. Hinter allen Innovationen muss der Grundsatz stehen: Es muss bezahlbar und gerecht sein. Auch bei der Digitalisierung der Schulen würde ich immer darauf achten, dass die Kinder die Geräte zur Verfügung gestellt bekommen, unabhängig davon ob sich die Eltern das leisten können. So ist es ja auch gemacht worden.

 

Wie kommen Sie zur Politik? Was hat Sie politisch geprägt?

Süß: Ich bin in Hamm-Bockum-Hövel aufgewachsen. Das ist ein Ortsteil von Hamm, von der Einwohnerzahl ungefähr so groß wie Steinhagen, auch etwas ländlich geprägt. Meine Familie stammt aus Bergbaufamilien. Das ist mir in die Wiege gelegt. Es ist zwar niemand politisch aktiv gewesen, aber die Familie war immer sozialdemokratisch geprägt. Und ich hatte schon immer ein hohes Gerechtigkeitsbewusstsein.

 

Vollenden Sie bitte den Satz: „Als Bürgermeisterin möchte ich für Steinhagen...“

Süß: ... erreichen, dass es für jeden unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Handicap oder nicht, lebenswert ist und bleibt.




August 07, 2020 at 08:10AM
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Sehr angenehm

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