Jahresauswertung der offiziellen Hitparaden: Während die Albumcharts von älteren Semestern bestimmt werden, stehen bei den Singles Erfolge aus Streamingdiensten und TikTok oben.
Während Tausende ihren persönlichen Jahresrückblick bei Spotify anschauen und in den sozialen Medien posten, hat das Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment die vom Bundesverband Musikindustrie als offiziell anerkannten deutschen Charts ausgewertet und die Alben und Singles des Jahres benannt.
Bei den Alben hat sich erstmals seit 2011, als Adele die Liste anführte, ein englischsprachiges Werk an die Spitze gesetzt: »Power Up« von AC/DC. Drei Verkaufswochen haben AC/DC gereicht, um das Album des Jahres zu landen, betont die GfK: Es habe sich allein in der ersten Woche fast 160.000 Mal verkauft, der erfolgreichste Start seit Rammstein (»Rammstein«) vor anderthalb Jahren.
Für die Aufnahme von »Power Up« waren zwischenzeitlich ausgestiegene Bandmitglieder zurückgekehrt, darunter Sänger Brian Johnson. Damit konnte AC/DC nun sogar das Vorgängeralbum »Rock Or Bust« übertreffen, das 2014 in den deutschen Jahrescharts auf Rang zwei gekommen war. Davor stand seinerzeit Helene Fischer, die fünfmal in den vergangenen sieben Jahren das Album des Jahres gestellt hatte, aber in 2020 kein neues Werk veröffentlicht hat.
Abgesehen von AC/DC und Metallica (Platz sieben mit dem Orchester-Livealbum »S&M2«) werden die Top Ten der Alben des Jahres allerdings auch in diesem Jahr von deutschsprachigen Künstlern dominiert – so wie insgesamt über zwei Drittel der Jahrescharts.
Dabei finden sich mit den Böhsen Onkelz(»Böhse Onkelz«, Platz zwei) und den Ärzten (»Hell«, Platz vier) altgediente Rockbands neben Sängerinnen wie Sarah Connor (»Herz Kraft Werke«, Nummer drei) und Kerstin Ott (»Ich muss Dir was sagen«, Rang acht). Wie Ott zählt auch Fynn Kliemann zu den jüngeren Top-Ten-Künstlern, »Pop« (Platz sechs) ist erst sein zweites Album. Auf neun und zehn finden sich bei den erfolgreichsten Alben so unterschiedliche Künstler wie das Duo Florian Silbereisen und Thomas Anders (»Das Album«) und der 187-Straßenbande-Rapper Bonez MC (»Hollywood«).
Frischer Remix für die Single des Jahres
Der Hit des Jahres 2020 ist schon im November 2019 erschienen. »Blinding Lights«, der Song des kanadischen Musikers The Weeknd, steht an der Spitze der Jahresauswertung der deutschen Singlecharts.
Das Lied mit seinem charakteristischen, an den Sound der Achtzigerjahre erinnernden Synthesizerthema, stieg zwar Anfang Dezember in die offiziellen Charts ein, erreichte aber erst am 10. Januar erstmals Platz eins. Insgesamt stand »Blinding Lights« zehn Wochen lang an der Spitze, zuletzt am 24. April. Damit liegt der vom schwedischen Hit-Spezialisten Max Martin maßgeblich mitproduzierte Titel in der Single-Kategorie deutlich vorn.
The Weeknd wurde zuletzt als musikalischer Halbzeitact beim Super Bowl 2021 annonciert, aber bei den Grammy-Nominierungen übergangen. Der Musiker, der bürgerlich Abel Tesfaye heißt, gönnt dem Hit aktuell noch eine Ehrenrunde: Am Freitag veröffentlichte er einen Remix mit der spanischen Sängerin Rosalía als Stargast.
Zu »Blinding Lights« gab es natürlich auch einen TikTok-Tanz – doch die in der Branche viel diskutierte Wirkung der Videoplattform als Ort, an dem die Hits entstehen, hat sich besonders an dem Sommerhit »Savage Love (Laxed – Siren Beat)« von Jawsh 685 und Jason DeRulo gezeigt. Er ist auf Platz sieben der einzige Titel aus den Top Ten der Jahrescharts, der auch in den TikTok-Hits des Jahres geführt wird.
Größer sind die Überschneidungen mit den meistgestreamten Titeln auf Spotify und Apple Music: Bei beiden Diensten war »Blinding Lights« die Nummer eins. Spotifys Top Ten hat acht Titel mit den offiziellen Charts gemeinsam, die von Apple Music sieben. Vor allem fällt auf, das bei Apple Music mit »Wieso tust du dir das an?« und »200 km/h« zwei andere Titel des Ludwigshafener Rappers Apache 207 platziert sind als bei Spotify (und den offiziellen Charts), wo »Roller« und »Fame« die erfolgreichsten Tracks sind.
So oder so ist aber eindeutig, dass Apache 207 sich die Auszeichnung als »Single-Künstler des Jahres« verdient hat. Zusammengerechnet sei der Rapper mit seinen Songs über 250-mal in den offiziellen deutschen Charts vertreten gewesen, heißt es von GfK Entertainment. Zehn Titel hat er in den Jahrescharts, der erfolgreichste auf Platz drei, »Roller«, war auch schon 2019 unter den ersten fünf der Jahrescharts zu finden. Auch »Dance Monkey« von Tones and I aus Australien, die Nummer zwei des Jahres 2020, ist ein solcher Longseller.
Kein Erfolgsrezept waren 2020 übrigens Corona-Songs: Titel wie Silbermonds »Machen wir das Beste draus« (Platz 69) oder »Victoriam« von Sinfoglesia (Platz 51) kamen zwar in die Charts, aber nur auf niedrige Ränge.
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