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Urlaub im Risikogebiet: Erlebnisse eines Bremer Reiserückkehrers - buten un binnen

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Mitten in den Ferien von Reisewarnung überrascht? Unserem Kollegen ist das in Spanien passiert. Wie es ihm erging und wie er sich als Risikorückkehrer fühlte, erzählt er hier.

buten un binnen-Redakteur blickt mit Maske in eine Kamera. Im Hintergrund ein voller Strand.
Volle Strände trotz Corona: buten un binnen-Redakteur Milan Jaeger wurde in seinem Spanien-Urlaub von der Reisewarnung überrascht. Bild: Radio Bremen | Milan Jaeger

Drei Wochen Sommerurlaub in Nordspanien. Bis vor Kurzem hätte man dabei noch vor allem an Surfen, Sonne, Sonnenuntergang gedacht. In diesem Corona-Sommer lauten die Schlüsselwörter stattdessen Reiserückkehrer, Reisewarnung und Risikogebiet.

Als ich mit meiner Frau und meinem vierjährigen Sohn Anfang August von Bremen über München nach Bilbao flog, gab es lediglich für die Regionen Katalonien, Aragon und Navarra eine Reisewarnung. Das Baskenland, von wo aus wir unseren Atlantikküsten-Trip starteten, und die weiter westlich gelegenen Regionen, wo wir hin wollten, waren da noch keine Risikogebiete.

Klar, wir hätten unseren Sommerurlaub auch an der Nordsee oder im Allgäu verbringen können. Als wir den Urlaub im Winter planten, schien Corona aber noch sehr fern. Und als der Start dann immer näher rückte, erschienen uns drei Wochen in Nordspanien nach Monaten der sozialen Enthaltsamkeit und vor dem Hintergrund der sich entspannenden Corona-Lage, ein vertretbares Risiko zu sein. "Es kommt doch vor allem darauf an, was man macht und wie man sich verhält und nicht darauf, in welchem Land man sich aufhält", dachten wir.

Reisewarnung der Bundesregierung ändert alles

All diese Gedanken sind natürlich wie weggeblasen, als wir Mitte August erfahren, dass die Bundesregierung erneut vor Reisen ins Baskenland und nach Madrid warnt. Zu diesem Zeitpunkt haben wir das Baskenland zwar schon hinter uns gelassen, unser Rückflug soll aber von Bilbao starten. Also beginnen wir zu überlegen: Können wir auch von einem anderen Flughafen nach Hause fliegen? Was machen wir dann mit unseren gebuchten Unterkünften und dem Mietwagen? Oder sollten wir unseren Urlaub besser gleich ganz abbrechen?

Urlaub in Corona-Zeiten bedeutet für uns spätestens ab jetzt, Nachrichten und Mails ständig im Blick zu behalten: Meldet sich die Airline? Erklärt die Bundesregierung weitere spanische Regionen zu Risikogebieten? Wenige Tage später ändert sich dann erneut alles: Jetzt ist ganz Festland Spanien Risikogebiet und ein Wechsel des Abflugortes würde uns auch nicht von der Test- und Quarantänepflicht befreien. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns dennoch zu bleiben.

Menschen spielen und laufen auf einem Strand in Spanien.
Auch in der spanischen Urlaubszeit gibt es Strandabschnitte, die nicht total überlaufen sind. Bild: Radio Bremen | Milan Jaeger

Wir haben das Gefühl, die Situation einigermaßen kontrollieren zu können. Die allgemeine Maskenpflicht halten die Spanierinnen und Spanier unserem Eindruck nach zum allergrößten Teil ein. Der Nachlässigkeit, die wir in Lokalen und Bars beobachten (größere Gruppen stehen in geringem Abstand zueinander an den Theken, trinken und sprechen miteinander, die Maske wird beim Trinken – also die meiste Zeit – abgenommen) können wir gut aus dem Weg gehen. Und auch, dass viele Menschen zum Beispiel am Strand oder im Supermarkt nicht wirklich Abstand halten, registrieren wir zwar, fühlen uns dadurch aber nicht unsicher – wir gehen zur Not halt einen Schritt zur Seite oder meiden einen besonders vollen Strand. Dass wir nicht nur in Geschäften und Restaurants aufgefordert werden, uns die Hände zu desinfizieren, sondern selbst an so manchem Strandzugang, finden wir zwar etwas unverhältnismäßig, machen aber brav mit.

Abgesehen vom ständig verspürten Druck, die Nachrichtenlage checken zu müssen, verlaufen die letzten Urlaubstage im Risikogebiet sehr angenehm. Die Sonne scheint meistens, während wir die manchmal filigranen, manchmal schroffen Felsformationen entlang der Küste bewundern, wenn wir uns nicht gerade in die hohen Welle werfen.

Am Münchner Flughafen (wir fliegen von Bilbao über München nach Bremen) wechselt unser Status dann schlagartig von "Urlauber" zu "Risikorückkehrer". Schon im Flugzeug haben wir einen Fragebogen zu unserer Person und zu unserem Aufenthalt in Spanien ausgefüllt. Da wir uns nach unserer Ankunft auf das Coronavirus testen lassen müssen, nehmen uns kurz nach dem Verlassen unserer Maschine Flughafenmitarbeiter in gelben Warnwesten in Empfang. Sie wollen von uns wissen, ob wir in München bleiben oder ob wir direkt weiter fliegen. Wer in München bleibt soll zur Teststation, wer weiter fliegt zum nächsten Gate. Da unser Flug nach Bremen erst in einigen Stunden geht, lassen wir uns in München testen.

Als sich eine Mitarbeiterin zwei ratlosen Spanierinnen gegenüber sieht, wird deutlich, was für eine Herausforderung das Testprozedere auch für das Personal ist. "Was bedeutet noch mal 'umsteigen' auf Englisch?", fragt die Frau und schaut sich hilfesuchend nach ihrem Kollegen um.

Kurze Zeit später haben wir uns gemeinsam mit einigen anderen Umsteigern zu unserer Teststation vorgekämpft. Dort müssen wir uns zunächst online registrieren. Hinter mir erzählt eine weitere Flughafenmitarbeiterin ihrem Kollegen, dass ihr gerade jemand gesagt habe, dass das nordspanische Bilbao kein Risikogebiet sei. "Weißt du, wie das ist? Ich will mich nur absichern", sagt sie. Ich beneide sie nicht um ihren Job.

Nach dem Test geht es in Quarantäne

Danach reicht uns ein Mann, der hinter einer Plexiglasscheibe sitzt, drei Papiere, die bestätigen, dass wir uns in München auf das Coronavirus haben testen lassen. Danach erst geht es zum Test. Eine Frau in Schutzanzug nimmt bei uns nacheinander einen Abstrich im Rachen.

Endlich in Bremen angekommen, beginnt für uns die Quarantäne. Freunde erledigen für uns einen Großeinkauf und wir richten uns darauf ein, dass es ein bisschen dauern kann, bis unsere Testergebnisse da sind. Es ist Freitag. Offiziell heißt es, dass es zwischen 24 und 48 Stunden dauert, bis das Ergebnis kommt. Zu diesem Zeitpunkt glaube ich nicht, dass es so schnell geht. Vor allem nicht über das Wochenende.

In der Zwischenzeit lese ich mir alle auf den Internetseiten des Bundesgesundheitsministeriums, der Bremer Gesundheits- und der Innenbehörde sowie bremen.de verfügbaren, offiziellen Informationen für Reiserückkehrer durch. Dadurch entstehen neue Fragen. So steht auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums, dass fünf bis sieben Tage nach einem ersten negativen Test ein zweiter "sinnvoll ist". Auf den Bremer Internetseiten finde ich zum zweiten Test keine Informationen. Noch nicht einmal, dass ein zweiter Test sinnvoll ist. Also verbinde ich die verpflichtende Info an Gesundheits- und Ordnungsamt zu unserer Rückkehr mit der Frage, ob in Bremen auch ein zweiter Test vorgesehen ist und wenn ja, ob dieser kostenlos ist. Vom Ordnungsamt bekomme ich eine automatische Mail mit der Info, dass wegen der Vielzahl der Anfragen, "eine zeitnahe Beantwortung Ihrer Nachricht nicht gewährleistet" werden kann. Vom Gesundheitsamt höre ich nichts.

Umso erstaunter bin ich, als wir am Sonntagmittag eine E-Mail mit einem verschlüsselten PDF-Dokument erhalten, in dem unsere Testergebnisse stehen. Sie sind alle negativ und wir extrem erleichtert. Als ich diese Info am nächsten Morgen an das Gesundheitsamt weitergebe, kommt prompt die Antwort, dass unsere Quarantäne damit beendet ist. Und auch auf meine Frage zum zweiten Test bekomme ich schließlich eine Antwort. Eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes sagt mir am Telefon, dass sie uns, da wir keine Symptome haben, zu keiner Risikogruppe gehören und nicht wissentlich Kontakt zu einer infizierten Person hatten, keinen zweiten Test empfehlen würde, da sie das nicht für nötig halte. Wichtiger sei es, noch für einige Tage den Kontakt zu älteren Menschen und Risikogruppen zu vermeiden. Ich bedanke mich bei der Frau für die Info und lege auf.

Und so kommt unser Urlaub im Risikogebiet – wenn auch mit einigem Glück – zu einem guten Ende. Und ja: Es war trotz allem eine sehr schöne Zeit.

Gesundheitsminister wollen Corona-Tests für Reiserückkehrer abschaffen

Video vom 24. August 2020

Das Corona Test Center im Bremer Flughafen.
Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 14. August 2020, 20 Uhr




August 29, 2020 at 04:25PM
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Urlaub im Risikogebiet: Erlebnisse eines Bremer Reiserückkehrers - buten un binnen

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Sehr angenehm

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